Der Ruf nach Freiheit – ist Auslegungssache

Der Ruf nach Freiheit – ist Auslegungssache

In der Nacht sust mich eine seichte Melodie in den Schlaf, die Melodie sanften Regens.

Noch am Morgen umhüllen das Zelt feuchte Nebelwolken. Der Wald gleicht einem Märchenwald. Aus moosbewachsenen Bäumen werden Fabelwesen. Das glucksen des Baches wird Musik, die sich auf den stummen Nebel legt und so fällt es gar nicht weiter auf, das die Vögel, das Köpfchen noch tief vergraben im Daunenkleid schweigen.

Mit der Zahnbürste im Mund starre ich stirnrunzelnd in eine graue Wand. Es gab schon bessere Tage zum Radfahren. Ich wende mich wieder dem Zelt zu…da steht am Strassenrand eine männliche Gestalt…mit nichts weiter bei sich als Schuhe, Bibshorts und beladenem Reiserad. Durch mein lautes Lachen fällt mir fast die Zahnbürste aus dem Mund. Der Anblick ist zu seltsam. Ich meine, das Termometer zeigt 10 Grad Celsius! Die Nässe tropft ihm aus den strubbeligen Haaren, rinnt über nackte Haut, hinab zu
Ungebundenen Schuhen. Es ist ein Mensch, kein Tier…ein Mensch, wild, vielleicht auch ein bisschen verrückt, unübersehbar – frei. So unglaublich befreit von fast allen Materialien.

Fröhlich grüßt er zurück und erzählt seine Geschichte. Er verließ seine tschechische Heimat vor über einem Jahr. Seitdem ist er auf dem südamerikanischen Kontinent unterwegs. Viele Radreisende hat er nicht getroffen. Er sei überwiegend auf sehr abgelegenen Wegen gefahren mit wenig Menschen und auch ohne Reisegefährten.

Kann man das aushalten? Frage ich mich. Sicher hat es vorteilhafte Seiten: wie – keine Kompromisse machen müssen, die eigenen Entscheidungen nur mit sich selbst ausdiskutieren, kein Maulen über Missstände…aber auch jede Mahlzeit alleine kochen, alleine essen, alleine schlafen, alleine den Sternenhimmel, die Sonnenaufgänge, das Majestätische der Berge, die gesamte Schönheit des Lebens und auch der dunklen Schattenseiten, die es nun mal unweigerlich gibt, alleine erleben müssen. Nicht teilen können, …kann man das aushalten? Möchte man das wirklich aushalten? Ist das Freiheit…befreit zu sein von fast allem?

Der Gefährte aus dem Nebel zieht Selbstgespräche führend fröhlich weiter.

2 Gedanken zu „Der Ruf nach Freiheit – ist Auslegungssache

  1. Hallo Ihr Beiden,
    vor allem beim betrachten eurer Bilder frage ich mich immer wieder: Wie bewältigen die Beiden diese Strapazen? Paar Jahre jünger als ich seid ihr zwar, aber trotzdem bin ich tief beeindruckt.
    Leider konnte ich aus dem letzten Bericht im September nicht erlesen wo der geschrieben wurde. Bestimmt habt ihr Peru bereits verlassen.
    Herzliche Grüße
    Eberhard

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