Cerro de Pasco – die Stadt die sich selber frisst

Cerro de Pasco – die Stadt die sich selber frisst

Cerro de Pasco, eine Stadt, die die perfekte Kulisse dystopischer Filme liefert. Einer der unwirklichsten Orte dieses Kontinents, ein Bergbauort, der sich selbst frisst. Das Herz der Stadt ist eine Mine, ein Tagebau. Einst spendeten die Adern Reichtum und Wohlstand, heute verbreitet sich Angst und Schrecken. Wie eine faulende Wunde klafft das riesige Loch im Zentrum der Stadt – ein Monster, das sich selbst zerfleischend den Bauch aufgerissen hat, die Innereien herausfrißt und alles Nichtessbare liegen lässt. Die Mine breitet sich aus, wächst wie ein Geschwür, zerstört und vergiftet alles, was über dem wertvollen Rohstoff steht. Es spielt keine Rolle, ob es historisches Stadtzentrum, Wohnung, Hotel, Bar oder Leben ist. Die Krallen packen alles und hinterlassen – Finsternis.

Es ist sau kalt als ich Cerro de Pasco erreiche. Wolken hängen tief, schwer und grau am Himmel. Schneeregen lässt mich zittern und erschwert die Sicht. Zu allem Übel, das ist fast witzig, fehlen die meisten Gullydeckel in der Fahrbahn. Warum? Frage ich mich… Entweder es gibt sehr oft sintflutartigen Regen, das würde genau hierher passen oder fleißige Altmetallsammler entführen sie bei Nacht und Nebel. In solch einer Situation möchte man nur noch weg oder schnellstmöglich in eine Unterkunft flüchten. Ich bin nicht wählerisch …und lande in der übelsten Kaschemme. Das Hotel, noch stehend in einer Häuserreihe nahe der Abrisskante zur Mine wirkt bewohnt und doch nicht bewohnt, lang nicht entstaubt, gelüftet geschweige gemalert. Ich getraue mir nicht die Vorhänge zu öffnen, aus Angst das hereinfallende Licht könnte beleuchten, was ich besser nicht sehen möchte. Aber das Personal gleicht mit einer unglaublichen Liebenswürdigkeit jeden Mangel aus.

Wenn man Cerro de Pasco verlassen hat und weiter auf einer Erdpiste nach Oyon fährt, wirkt die Landschaft paradiesisch, unschuldig, unberührt. Das Bild trügt. Überfährt man den 4700 Meter hoch gelegenen Pass stürzt man fast in die nächste Mine…und alles, alles scheint mit der Abfahrt in einen weiteren Schlund zu rutschen. Das Paradies ist Utopie.

Fotos zeigen Weg und Landschaft von Cerro de Pasco nach Oyon und weiter in Richtung Huaraz:

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