Weihnachten in Mendoza

Weihnachten in Mendoza

Mit welchen Gefühlen soll man in eine Stadt biken, auf die man sich freute, diese Freude jedoch wie ein Faustschlag aus dem Kopf gehämmert wird? Es reicht ein Wort – Peligroso – Gefahr! Wir sitzen entspannt mit Kaffee und Medialunas, einem süßen Gebäck, in einer Tankstelle. Verträumt schaue ich aus dem Fenster. Ein Mensch in Uniform und kugelsicherer Weste, gekleidet wie ein Großstadtcowboy moderner Aktionmovies, schiebt sich in mein Blickfeld. Kein Soldat, nein, ein Polizist winkt mich zu sich. Nicht falsch geparkte Fahrräder oder die Tatsache, daß wir uns mit diesen auf einer Autobahn bewegen erzeugt sein Stirnrunzeln, sondern das wir uns überhaupt so schutzlos ausgeliefert nach Mendoza bewegen. He, wie bitte….? Ich verstehe gar nichts. Seit wann ist denn Mendoza bitteschön gefährlich. Ich habe diese Weinstadt als verschlafene Kleinstadt in Erinnerung. Okey, mein letzter Besuch war 2006. Es muss also eine große Umwälzung stattgefunden haben. Der Uniformierte hinterlässt ein mulmiges Gefühl Charakteristisch für viele Großstädte ist: ein verstärkter Autoverkehr, eine Zone aus Müll, Staub, unschöne Behausungen. Man könnte manche als Wohnviertel der weniger Besitzenden bezeichnen. So kündigt sich auch Mendoza an. Wir bleiben auf der Hauptverkehrsader, die uns letztendlich ins Stadtzentrum, zufälligerweise in die Biermeile – die speichern wir für einen späteren Besuch im Gedächtnis, weiter zu unserer Unterkunft führt. Einchecken, duschen, Stille genießen. Der Weihnachtsmann kann kommen. Wir sind da. Es ist der 23. Dezember 2018. Heiligabend. Auf der Dachterrasse unserer Unterkunft. Die Sonne hat gute Nacht gesagt. Die Temperatur ist von vierzig Grad Celsius auf angenehme dreißig gesunken. Ein fantastisches Sternenfunkeln umarmt Mewes, meine Wenigkeit und einen dicken, astmathisch pfeifende Hund. Wir dürfen mal wieder einen dieser einsamen, schmusebedürftigen, ewig hungrigen Vierbeiner unser eigen nennen. Reisende, die außerhalb ihrer Wohnstätte herumlungern ziehen diese an wie der Speck die Maden. Ich verwerfe sofort den Gedanken die Nacht unter freiem Himmel zu schlafen. Ich wäre unfähig Hund und Hundezunge abzuwähren. Seine Liebesbekundung wärend des Abendessens ist ausdauern, aufdringlich und vollkommen ausreichend. Ich habe den Verdacht, in diesem Jahr soll er unser Weihnachsgeschenk sein. Ich liebe Überraschungen. Fröhliche Weihnachten.

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