Rund um das Annapurnamassiv

Rund um das Annapurnamassiv

Sicher kann man die Runde auch mit dem Fahrrad machen. Aber wer, außer Masoisten , hat schon Lust das Rad über nahezu 30 Prozent der Wegstrecke zu tragen? Wohlgemerkt, in diesem Gelände, dass steil ist,schmale Pfade hat und die dünne Luft die Leistungskurve rapide sinken lässt.
Wir beschließen zu Fuß zu gehen, ohne Bergführer und Lastenträger. Das Gepäck wird auf das Nötigste reduziert. An der Wegstrecke gibt es genügend Unterkünfte und Restaurants wie unsere Karte und die Profilskizze von den nepalesischen Behörden mitteilen.

Misstrauisch beäuge ich das Vehikel das uns nach Besishar, unserem Startort bringen soll. Es sieht aus, als hätten sie es gerade vom Schrottplatz gezogen und noch ein wenig dran herum gebastelt. Der Innenraum tut meine Vermutungen nur bestätigen. Doch welch Überraschung, der Motor springt sofort an, die Laufgeräusche klingen gesund.
Als wir auf die Bergstraße abbiegen, kann ich verstehen, warum man lieber das alte Material fährt. Jeder Autoliebhaber hätte spätestens hier um sein Baby geweint.

In Besishar müssen wir zunächst zur Kontrolle unseres Permit. Diese Posten sind über die gesamte Wegstrecke verteilt. Wir empfinden sie als Freiheitsbeschneidung, weil …Wer lässt sich schon gern ständig kontrollieren?
Für heute ist eine kurze Wegstrecke geplant. Unsere ,,Gehwerkzeuge“ wollen langsam auf die vor uns liegenden 220 Kilometer vorbereitet werden.
Nach ca. 3 Stunden sehen wir die ersten Unterkünfte. Die Besitzer locken mit den tollsten Angeboten, einer mit Mariuana. Wir entscheiden uns gegen das Grünzeug und geben einem preiswerten Bett und gutem Essen bei einer Mama den Vorzug.
In der Nacht schüttet es wie aus Eimern. Die Tropfen veranstalten einen dermaßen wilden Trommelwirbel auf dem blechernen Dach, dass es fast unmöglich ist zu schlafen.

In Syange: es ist früher Nachmittag und es regnet wieder. Es braucht keinen Charme und lange Überredungskünste, um uns in die Lodge zu locken. In dieser Situation wirkt selbst ein farbloser, düsterer Schuppen wie ein fünf Sterne Hotel
Schon wenige Minuten später sitzen wir auf der überdachten Veranda mit einer Kanne Tee, schauen über den Fluss auf eine grasende Eselherde, denen die Nässe nichts auszumachen scheint. Das zweifelhafte Vergnügen ist ihnen jedoch nicht lang vergönnt. Der Besitzer treibt sie zusammen. Gerade rechtzeitig greife ich zur Kamera, um etwas für uns unglaubliches fest zu halten. Ein Esel nach dem anderen marschiert mit gesenktem Kopf über die schmale, schwankende Hängebrücke, die auch wir vor kurzem unsicheren Fußes überquert haben. Das ein Esel im Gebirge auf ausgesetzten Pfaden hervorragende Dienste leistet, ist uns schon klar, aber das er sich über Brücken treiben lässt, bei denen er durch die Bohlen auf einen reißenden Fluss äugen kann ohne vor Angst in Panik zu geraten, ist uns neu.
Die Brücke erweist sich im laufe des Nachmittags als gut besucht. Sie gleicht einer Theaterbühne mit wechselnden Akteuren. Hühnerhändler mit zahlreichen, auf einander gestapelten Käfigen, diese auf dem Rücken transportierend huschen hinüber oder Büsche mit beschlappten Füssen. Ein Schaf zeigt sich weniger bereitwillig und muss gezogen und geschoben werden. Dann passieren Träger, schwer beladen mit den Taschen ihrer Klienten die Überführung. Eine Schar Kinder kommt herbei gestürmt und schaukelt begeistert hin und her, bis ihre Mütter sie herunter zerren. Nur noch eines entwischt lachend immer wieder dem Zugriff des Vaters. Eine alte Frau ,es hat mittlerweile aufgehört zu regnen, geht bedächtigen Schrittes bis in die Mitte, bleibt lange stehen und lässt den Blick flussab in die Ferne schweifen.

Wir warten auf das Dahl Bat. Hungrige Trekker steigen auf eine einseitige Ernährung um,das heißt – jeden Tag Dahl Bat! Dieses besteht aus einem Berg Reis mit drei verschiedenen Zutaten, ein Linsenbrei, Gemüse und ein sauscharfes Gemüse. Der Vorteil des ganzen ist, der Teller wird normalerweise so oft gefüllt, bis man ,,Stopp!“ sagt.

In Touristengebieten müssen wir jedoch die Erfahrung machen, dass die Sache manchmal anders läuft. Kein erneutes Befüllen des Tellers, aber dafür ein dreifacher Preis! Letztendlich bedeutet der dreifache Preis 3 bis 4 Euro pro Portion. Gemessen an deutschen Normen ist das sicher immer noch günstig, wenn man bei der ersten Portion satt wird. Man macht sich so seine Gedanken über diese Preissprünge. Einsicht – ja,wegen der Art des Transports von Lebensmitteln bis auf über 4000 Höhenmeter, weniger einsichtig zeigen wir uns beim nun gestiegenen Wert von Tee und heißem Wasser (zum trinken, nicht zum duschen). Gerechtfertigt ist, wenn teures Gas zum befeuern der Küche und zur Schonung des schwindenden Holzbestands verbrannt wird. Wurde aber nicht. Gaskocher und Spiegelreflektoren kommen nicht oder selten zum Einsatz. Man greift auf Holz zurück.
Genug gejammert. …Wir warten auf das Dahl Bat …als draußen ein Gebimmel startet wie beim Almabtrieb. Interessiert werfe ich einen Blick in die schmale Gasse. Zehn Esel schauen weniger interessiert zurück. Traurig lassen sie ihre Ohren hängen. Nur mühsam kann ihr Treiber sie zum losmarschieren bewegen. Eine steile Treppe liegt vor ihnen und das, was man ihnen auf den Rücken gebunden hat liegt schwer auf ihnen.

Mit einigen anderen Trekkern warten wir darauf, dass entgegen kommende Leute den riskanten Abschnitt verlassen und die Sprengungen gezündet werden können. Es dauert eine halbe Stunde, dann ein Ohren betäubendes Donnern. Der Straßenbauarbeiter lässt uns weiter, aber die Stille des vormittäglichen Wanderns ist dahin.
Es gibt Leute, die fast ununterbrochen reden. Bräuchten sie nicht Luft, um überhaupt einen Ton hervorbringen zu können, würden sie sicher die Atmung einstellen. Die Belastung für das Umfeld ist enorm, weil dieses ständig auf der Flucht vor diesem Rauschen ist. Zumindest ging es mir so. Angstvoll lausche ich auf ein An – und Abschwellen des Geplappers, das selbst die Geräusche des Flusses zeitweise übertönt. Ich halte diese Hatz nicht mehr aus. Auf halber Höhe des Anstiegs weiche ich auf einen riesigen Felsblock am Wegrand aus. Das plappernde etwas ist mir so dicht auf den Fersen, dass es nun verdutzt neben mir zum stehen kommt, schweigt und feststellen muss, das dies nicht der richtige Weg ist. Pfeifend, gebe ich vor, die Eselkarawane hinter uns zu fotografieren. Der Wortschwall entfernt sich und mit ihm die schweigenden Begleiter.

Es ist 5.30 Uhr. Ich frage mich, ob ich wirklich heute oder nicht vielleicht doch lieber morgen zum ,,Icelake“ steigen möchte.
Als dann jedoch die Sonne warm und strahlend den Start versüßt, sind die morgendlichen Gedanken verflogen. Der Pfad ist steil. Ich bin froh die Stöcke dabei zu haben. Schwer atmend stütze ich mich auf sie. 4000 Höhenmeter zeigt das GPS an. Die Sicht ist klar und der Blick ins Tal, auf Manang, auf den blau schimmernden Fluss, der sich in viele Arme teilt, zusammenfließt um sich erneut zu teilen, auf das Lehm farbige Geschachtel der alten Hütten von Brakha und den Tempel, der als roter Farbklecks über ihnen thront, ist grandios. Wie fliegen.
Weiter gehts in steilen Kehren, dann wird es über eine Wiese flacher bis zu Beginn des Schneefeldes. Stellenweise ist der Pfad mit Eis über froren. Wir folgen den Fußabdrücken bis Marie Jana ins Blickfeld rückt. Sie ist weit voraus und hat unseren kleinen Irrtum der Wegabweichung bemerkt. Winkend zeigt sie die Richtung. Und als wir das Schneefeld überquert haben, sieht auch Mewes das Schild ,,Icelake“. Die Aussicht von hier auf die gesamte Annapurnakette ist gewaltig. Sie ist berauschend, wild, schön und erdrückend sogleich. Schlagartig werde ich mir der Mächtigkeit des Himalaja und der eigenen kleinen Nichtigkeit bewusst. Das ,,Wow“ will mir in meiner Atemlosigkeit nicht über die Lippen und so verharre ich schweigend in kindischem Staunen. Hier hätte der Aufstieg beendet werden können, doch das Ziel heißt ja ,,Icelake“ und der menschliche Ehrgeiz verlangt das erreichen der gesteckten Ziele. Oder ist es doch wieder die Neugierde auf das etwas, was da hinter der Bergkuppe liegt, dass uns antreibt?
Eine halbe Stunde später, ca. 4800 Höhenmeter sind erreicht, starren wir Kekse kauend auf eine zugefrorene Schneekuhle. Zur Akklimatisierung verharren wir eine Weile am See. Über eine andere Route steigen weitere Leute auf. Sie johlen als hätten sie einen Achttausender erklettert
Wie jeden Tag kann man in der Ferne das Heraufziehen der Cumulus beobachten. Und auch wie jeden Nachmittag wird es Wind und Niederschläge geben. Wir beginnen mit dem Absteigen.

Einen weiteren Abstecher machen wir zum Tillicho Lake:
Ich hasse Pfade, die über Erdrutsche führen, weil ich meine Angst hasse. Und der Anblick dieses Steilhangs,sein Auslaufen in die Tiefe,die Gewissheit, dass wir einige Kilometer durch dieses Gelände müssen, treibt mir den Schweiß aus allen Poren. Der Tipp von einem Nepalesi: nicht lange zu zögern, sondern schneller zu gehen als die Steine fallen und die Kiesel unter den Füßen rutschen, verstärkt das Herzklopfen.
Die ersten Meter sind unangenehm, doch bald stellt sich ein Gefühl der Sicherheit ein. Es macht sogar Spaß, mit dem bewegten Untergrund zu spielen. Wir kommen an einen Felsvorsprung. In seinem Schatten kauert ein erschöpfter Bergführer. Seine Gruppe ist weit voraus. Besorgt fragen wir nach seinem Befinden. Es ist zu komisch, dass ausgerechnet ein Bergführer schlapp macht. Er schickt uns weiter und verspricht bald zu folgen.
Wir schließen auf seine Gruppe auf. Davon abgesehen, dass sie sich sehr langsam und unsicher im Gelände bewegen, sind sie O.K.. Wir setzen unseren Weg fort. Nach geraumer Zeit ist das letzte Camp vor Tillicho Lake zu sehen. Es zieht uns an, wie der Fleischtopf den Streuner.
Es liegt windgeschützt zwischen verschneiten Bergriesen.
Angekommen, strecken wir auf der Veranda die Glieder von uns, genießen die Wärme auf der Veranda und warten auf… Dahl Bat. Nach und nach treffen müde, auf wackeligen Füßen daher schleichende Wandersleute ein. Eine Gruppe Ukrainer, der ein oder andere gleicht einem wund geschossenem Tier, sind guter Dinge. Ausgelassen fröhlich ist ihre Unterhaltung, ansteckend ihr lautes Lachen. Die Israeli mit ihrem kranken Bergführer dagegen sind schweigsam und ziehen sich in die zweite Unterkunft zurück.
Als die Sonne hinterm Berg unter geht und es frostig wird, verschwinden alle in den Hütten. Die in Daunenjacken und Decken gehüllten Menschenleiber erwärmen den nicht beheizten Raum. Das Feuer in der Küche reicht gerade zum Kochen.
Der Geräuschpegel ist enorm. Die Stimmen versuchen die Rockmusik, die erstaunlich laut aus winzigen Boxen dröhnt, zu übertönen. Andrea, dem Italiener an unserem Tisch, ist es irgendwann genug. Er überbietet nun seinerseits durch lautstarken Gesang die Technik. Kurz ist es ruhig – dann setzen die Boxen wieder ein und mit ihnen Andreas gesangliche Argumente.

Es ist noch Dunkel, als die Ukrainer bereits zu hören sind. Sie starten sehr früh zum Tillicho Lake. Etwas mehr als achthundert Höhenmeter liegen vor ihnen. Mewes, Marie Jana und ich folgen ihnen mit dem ersten Tageslicht. Der Boden ist gefroren. Das Tal ist gefüllt mit Wolken. Watteweich kuscheln sie sich an die Bergflanken über die zärtlich die morgendlichen Strahlen der Sonne streicheln. Langsam, ganz langsam, einen Fuß vor den anderen setzend, ich möchte diese Bewegung nicht als gehen bezeichnen, schleichen wir hinauf. Gleichmäßig, in erster Linie auf den Atem achtend und diesem angepasst die Schritte folgen lassend, steigen wir vorbei an allen anderen,die früher starteten.. Bis auf die Ukrainer, die uns im oberen Drittel wieder lachend entgegen kommen. Wir erreichen die Schneegrenze. Das Gelände wird flacher und sogleich ist das Atmen leichter. Den zahlreichen Fußtritten folgend stapfen wir durch den Harsch bis endlich der verschneite See zu sehen ist. Der aufkommende Wind macht den Aufenthalt nicht besonders gemütlich.
Beim zurück gehen, treffen wir wieder auf die Israeli , die ihren Bergführer im Camp gelassen haben. Sie bieten einen merkwürdigen Anblick. Ein Mädel wird geführt. Übers Gesicht trägt sie ein Tuch. Ihre Schritte sind unsicher. Wir fragen uns: ,, Ist sie Schneeblind? Oder hat man sie schon so über die Erdrutsche geführt, so wie man ein Pferd an einem Abgrund vorbei führen würde?

Der Wind bläst stärker. Wir beobachten die obere Region des Erdrutsches. Alles ruhig. Wir stiefeln los. Plötzlich saust polternd ein Felsbrocken weit voraus, unseren Pfad kreuzend ins Tal. Mewes dreht sich nach mir um.
,,Scheiße! Den habe ich aber erst spät gehört. Hast du gesehen…, der war so groß wie eine Kuh.?“
,,Egal, ob Stein oder Kuh, das Geschoss hätte uns in jedem Fall platt machen können.“ erwidere ich.
Wir rennen los. Keuchend, zwei Ertrinkenden gleich, erreichen wir das Ende des steilen Schotterfeldes. Ich stelle fest, dass ich diese, all zu sportlichen Sprints nicht sehr häufig hinlegen kann, ohne dabei in Ohnmacht zu fallen. Für die noch heute anstehende Wegstrecke, zurück bis Tillicho Peak Hotel, die wieder über die rutschigen Passagen führt, wird Vorsicht allein nicht reichen. Wir setzen auch auf unser Glück.

Wieder zurück auf dem Hauptweg der Annapurnarunde, müssen wir feststellen, dass es mit der Ruhe vorbei ist. Nicht das wir in vollkommener Einsamkeit die Tage vorher unterwegs waren, aber derart wuselig war es bisher nicht auf den Pfaden. Als hätte jemand einen Startschuss gegeben, waren nun die Trekker, ihre Bergführer und Träger überall. Schnaufend liefen sie vor uns, hinter uns, aber nicht lang, dann stürmten sie vorbei. Die Wirkung auf unsere sensiblen Gemüter war schockierend. Bevor ich nun den Weg überquere, das Geräusch einer stark befahrenen Straße imitierend,schaue ich vorsichtig nach links und rechts. Laut müssen wir lachen.

Wir sind im letzten Camp vor dem Torongla Pass. Ein fauliger Geruch, der einer Grube hinter den Toilettenhäuschen entflieht, liegt schwer in der Luft. Der gleiche Geruch, der auch vom Hang im letzten Anstieg einem als Willkommensgruß in die Nase steigt. Dagegen ist die Ausdünstung des dort liegenden toten Pferdes geradezu geruchlos.
Zum Glück riecht es im Aufenthaltsraum nicht mehr. Hier kann man es aushalten. Warm, Licht überflutend dringt die Sonne durch die Fensterfront. Ich sitze auf der Bank davor und lass mich von den wohltuenden Strahlen massieren. Draußen schleppen sich weitere Leute heran. Jeder geht einen anderen Rhythmus. Einer setzt die Füße in schneller Folge um nach zehn Schritten hechelnd zu verharren. Die Träger gehen langsam und gleichmäßig. Sie stoppen bloß hinter ihren Klienten, um nicht vor ihnen anzukommen. Die Tatsache, dass so ein kleinwüchsiger, schwer beladener Mann leichtfüßig vorbei zieht, würde sicher Depressionen auslösen.

Nervös beobachten die Bergführer ihre Gruppe. Immer wieder fragen sie nach dem Befinden. Sie haben ihre Leute nur zur letzten Höhenanpassung hier herauf geführt. Zur Übernachtung gehen alle wieder nach unten ins vorletzte Camp.
Aus der Ferne ist das Geräusch eines Hubschraubers zu hören. Dann ist er zu sehen. Er umkreist zweimal die Häuser. Der Landeplatz liegt im Wolkennebel viel tiefer, beim vorletzten Camp. Es kommt mir länger als eine Stunde vor, dass das junge Paar hinabgestiegen ist, um unten auf ihn zu warten. Die Frau, sagte man uns, zeigte wohl erste Anzeichen der Höhenkrankheit. Mit dem zweiten Landeversuch verschwindet der Hubschrauber im Dunst.
Eine aufgeregte Stimmung beherrscht den Raum. Man sitzt um den Wärme spendenden Ofen. Es wird viel geredet über Höhenkrankheit, unruhige Nächte mit Atemnot und verrückten Träumen. Ab und zu wird auf das Schneetreiben hinter den Fensterscheiben, das am späten Nachmittag einsetzte, geschielt. Die Einheimischen sind optimistisch: ,,Morgen wird ein guter Tag!“
Und tatsächlich, der Morgen ist klar. Freudig, aufgeregt treten die Leute von einem Bein aufs andere. Es geht zu wie in den Startboxen einer Rennbahn. Wir lassen das Porridge noch langsam die Kehle passieren, als schon die ersten mit Stirnlampen hantierend davon stiefeln. Bloß nicht von der Unruhe,die seit zwei Tagen die Gruppen begleiten, anstecken lassen. Als das Tageslicht ausreicht, um sicher fußen zu können, gehen wir los. Nach etwa drei Stunden stehen wir mit einer Tasse dampfenden Tee in der Hand auf dem Pass. Da hat doch wirklich ein geschäftstüchtiger Witzbold eine Teestube errichtet.
Wir lassen den Blick hinab gleiten, hinab auf den folgenden Abschnitt. Der Weg ist steil. Wir greifen nach unseren Stecken, die das Absteigen erleichtern sollen. In Muktinat ist Feierabend.
Für viele ist hier das Trekking beendet. Mit dem Jeep kann man nun zwar schneller, aber nicht unbedingt komfortabler die Strecke bis Jomson zurück legen und weiter mit dem Bus oder Flieger nach Pokhara.
Wir gehen zu Fuß, denn am Wegrand liegen sehr schöne, alte Ortschaften, die einen ganz eigenen Zauber verströmen.
Die letzten Tage der Annapurna Umrundung sind fast anstrengender als das Gehen in der sauerstoffarmen Höhe. Über tausende Treppenstufen führt der Weg steil auf und ab, aber auch diesmal ist die Aussicht auf eine abwechslungsreiche Landschaft, sprich Dschungel, Terrassenfelder und immer wieder ein verschneites Bergpanorama Trost und Ansporn für den geplagten Körper. Nach fünfundzwanzig Tagen erreichen wir Pokhara, wo Mewes es sich, in einem sentimentalen Anfall der Wiedersehensfreude nicht verkneifen kann, über sein geliebtes Fahrrad zu streicheln.

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