Willkommen in Nepal

Willkommen in Nepal

Der Betrieb am Flughafen ist fast vollständig zum erliegen gekommen. Sieht ganz nach Feierabend aus. Die meisten Schalter sind geschlossen.Wir stehen abseits der Schlange, die sich vor dem Schreibtisch der Migrationsbehörde gebildet hat.Brav füllen wir unsere Einreiseformulare aus. Die meisten vor uns tun dies erst, als sie diese zur Bearbeitung über den Tisch reichen sollen. Alles verzögert sich und die Prozedur dauert eine halbe Ewigkeit. Unsere Geduld ist bei weitem nicht so trainiert wie die der Beamten. Wir kullern mit den Augen, zappeln von einem Bein aufs andere und wehren mit ausgefahrenen Ellbogen heranpirschende Vordrängler ab.
Endlich dürfen wir die Anträge, Pässe und 200 US Dollar für den Aufenthalt von 90 Tagen über den Tresen schieben. Mit einer Quittung und dem Einreisestempel trollen wir zum Gepäckband. Hier wartet bereits ein ,,Geschäftsmann“. Für das herunter Heben unserer Taschen und Kartons hält er seine Hand auf. Er möchte fünf Dollar. Wir beladen die Rollis und fahren zum Taxistand. Für 600 Rupis ( ca. 6 Euro) bringt uns ein Kleintransporter durch ein dunkles, dennoch nicht schlafendes Kathmandu. Hüpfend windet sich das Vehikel durch enge Gassen. Ich kämpfe mit dem rutschenden Gepäck. Gleichzeitig muss ich meinen Kopf vor einem an die Decke stoßen schützen. Und ganz nebenbei wollen meine Augen die im vorbeirauschen von Mewes beschrieben Szenerie erhaschen. Ich sitze rückwärts und sehe nur drängelnde Mopeds.
Nach 20 Minuten ist die Fahrt vor dem ,,Tibeten Peace Guesthouse“ beendet. Man erwartet uns. Der Milchtee ist bereitet.

Kathmandu

Als schön würden sicher die wenigsten Leute Kathmandu beschreiben, aber die Stadt ist prall gefüllt mit Leben und das macht sie für mich interessant. Spärlich dringt das Sonnenlicht in enge Gassen. Im Schein tanzen aufgewirbelte Staubfahnen. Hier tummeln sich Fahrradrikschas neben Taxis, Mopeds, Kleinbussen, Hunden, Kindern, Touristen und Polizisten. Wer die Hornsignale kennt, kennt auch schon die gesamten Verkehrsregeln. Als Fußgänger ist gut zu wissen, das man in der Rangfolge gaaanz unten steht. Sicher noch unter dem Huhn, denn das legt wenigstens Eier.

Aus den Schatten ihrer Läden schleichen katzbucklig lockend, wie die Hexe in Grimms Märchen ,,Hänsel und Gretel“, die Verkäufer. Sie locken mit Outdoor – Equipment namhafter Marken, besser ausgedrückt mit dem gut gemachten Abklatsch.
Mit ernster Miene und dem Brustton der Überzeugung weisen sie den Vorwurf der Fälschung zurück. ,, Hier, steht doch drauf: N O R T H F A C E ! Alles echt… Nix gefälscht!“
Ich lasse mich zum Kauf von zwei Paar Wandersocken verleiten. Es wird sich zeigen, ob die wulstige Naht über den Zehen, die beim Original flach vernäht ist, beim angeblichen Original zu Beschwerden führt.

Ganz zufällig stolpern wir in die Feier zu Schivas Geburtstag. Alles drängelt zum Pashupatinath Hindu Tempel.
Das Ende der Warteschlange ist nicht auszumachen. Man schiebt uns vor bis zum Einlass. In das Allerheiligste des Tempels lässt man uns nicht, aber die restliche Anlage mit den Verbrennungsstätten am Fluss, den Plätzen der Sadus usw. dürfen wir besuchen. Um überhaupt irgendetwas sehen zu können, außer Menschenleiber, müssen wir erhöhte Standorte erklettern. Gebannt, durch dicken Nebel, der von dicken Haschischpfeifen aufsteigt, sieht man die ,,Selbstfolterrituale“ der heiligen Männer, die ihren Körperteilen unglaubliches zumuten. Unter stürmischen Beifall der meist männlichen Zuschauer rollt einer seinen Penis um einen Holzknüppel und lässt einen anderen darauf springen ohne in Ohnmacht zu fallen oder das Gesicht zu verziehen.
Für all diejenigen, die ähnliche Höchstleistungen von ihrem besten Stück verlangen oder einfach nur einen glücklichen Nachmittag haben möchten, verkaufen sie etwas von ihrem Tabakvorrat.

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