Nur ein kurzes Stück von Thailand

Nur ein kurzes Stück von Thailand

Intelligent ist es sicher nicht dieses Geschenk, das kostenlose Visa der Thai, so wenig genutzt ablaufen zu lassen. Wir verpassen den bergigen Norden, die Inseln, die Küsten, die Kletter – und Schnorchelreviere und sicher einiges mehr. Es zieht uns schnurstracks auf dem kürzesten Weg von Kambodscha nach Bankok.

Bankok

Da ist ein Huschen hinter der Mülltonne. Es kommt wieder hervor…und präsentiert seine ganze ,,Schönheit“. Ein Schauer überläuft meinen Rücken. Ich springe zur Seite. Die Ratte leidet an einem Ausschlag. Sie sieht aus wie eine Mondlandschaft. Die Haare sind ihr teilweise ausgefallen, was einmal glatte Haut war ist übersät mit schuppigen Kratern. Das erklärt auch die vielen Katzen in der unteren Etage in unserem Hotel. Lieber das Haus voll Tiger und einen schwebenden Geruch nach Katzenpisse als die nacktschwanzigen Nager.
Unser Zimmer befindet sich in der zweiten Etage. Die beiden über Eck liegenden Fenster lassen Bankoks, mit allen möglichen Gerüchen geschwängerte Luft und Licht herein. Träge rührt ein von der Decke hängender Ventilator im heißen Mief.
Das Ambiente ist alt, abgewohnt, spartanisch eingerichtet. Und doch hat es was anziehendes…. Es muss der geringe Übernachtungspreis sein oder dieses ganz spezielle andere wohnen. Man teilt sich Toilette und Dusche mit ebenso speziellen Leuten. Zumeist sind es Lowbudgettraveler, Radreisende, Backpacker, Kiffer…Leute, die schon rum gekommen sind, die was zu erzählen haben.
Hier treffen wir Sahra und Jesus. Als sich Jesus mit seinem Namen, eben diesem Namen – J e s u s – vorstellt, finden wir das witzig. Er sieht auch so aus, wie man eben diese legendäre Person darzustellen pflegt. Mit langen Haaren und Bart geschmückt. Jesus berichtet, das gerade diese, seine Erscheinung, so manchen Bibelkenner und Gottesfürchtigen zu äußerster Freundlichkeit veranlasst hat. Für uns waren die beiden nicht nur eine angenehme Begegnung sondern ebenso willkommene Helfer beim Transport unseres Hab und Guts zum Flughafenbus. Und wer weiß…, vielleicht hat er ja etwas mit dem Wiedersehen von Acica und Jorma zu tun, die ebenso tatkräftig mit zufassten.
Mewes ist an diesem Tag krank. Wenn man einen, mit dem Alkoholabbau überlasteten Körper als krank bezeichnen möchte. Am Abend zuvor, wir tranken auf Abschied und Wiedersehen und nochmals auf Abschied, ließ er einige Tropfen vom schlechtesten, aber billigsten Bier in sich laufen. Kein Thai soll diese Dummheit jemals begangen haben. Er hat mit dem tückischen Getränk nun im schon verdauten Zustand zu kämpfen. Der Schädel brummt und der Magen rebelliert.
,,Und das ohne überhaupt richtig besoffen gewesen zu sein.“ jammert er

Fliegen

Der Flughafen ist klimatisiert. Ich friere wie in allen klimatisierten Räumen. Wer von den Betreibern solcher Anlagen glaubt eigentlich, das der Mensch sich bei einer Temperatur von unter 20 Grad Celsius wohl fühlt? Ich weiß schon jetzt, dass ich in einigen Tagen schniefend durch Kathmandu laufen werde. Das heißt, wenn wir nicht abstürzen.

Eingereiht in der Menschenschlange, geduldig wie beim früheren Bananen kaufen, warten wir bis wir das Handgepäck und den Inhalt der Hosentaschen durch die X-Ray-Maschine schicken dürfen. Anschließend passiert jeder Fluggast einen Metalldetektor… bei mir schlägt das Ding Alarm. Ich krame in meinen Hosentaschen, kann aber nichts finden. Ich soll meine Schuhe ausziehen und in Socken die Schranke noch einmal durchschreiten. … Das Gerät gibt erneut Alarm. Mit gespreizten Armen und Beinen muss ich eine Leibesvisitation mit Handdetektor über mich ergehen lassen. Tut nicht weh, aber alle Anwesenden starren mich an als würde eine Bombe unter meinem T- Shirt ticken. Dann endlich geht mir ein Licht auf… meine Gürtelschnalle… Ich sollte wirklich meine Sprachkenntnisse verbessern, denn bei der Aufzählung der ins Körbchen zu legenden Sachen war ein ,,BELT“mit dabei.

In der Lounge sitzend beobachten wir die Arbeiten an unserem Flieger. Der junger Nepalese neben mir ist sichtlich nervös. ,,This is not a good airplane!“
Aha! Neu sieht es nicht aus…, aber besser als manch LKW auf der Straße. Wird schon fliegen. Ist ja irgendwie hierher gekommen. Nein, ich muss mich nicht beruhigen.

Der Start verzögert sich, aus welchen Gründen auch immer um eine halbe Stunde. Dann ist es soweit. Alles drängelt zum Flieger. Unsere Plätze sind gleich am Fenster hinter der ersten Klasse. Das Laden ist noch nicht beendet. Ich kann unsere Gepäckstücke sehen. Ganz zum Schluss werden die Kartons mit den Fahrrädern aufs Förderband geknallt. ,,Idioten!“ schreits in mir. Langsam zockeln sie in die Maschine….und langsam zockeln sie wieder heraus. ,,Heh, heh! Halt mal! Die müssen hier mit!“ an meinen Sitz gefesselt, muss ich hilflos das Geschehen mit ansehen. Man schleift die Kartons, wie ein erlegtes Wildschwein hinter sich her zum Heck…und ich hoffe, dass man sie dort noch irgendwie hinein stopfen wird. Denn eins ist mir nun klar: Wir fliegen v o l l ausgelastet.
Die Maschine rollt zum Startfeld. Im Flieger führt eine Stewardess das Handhaben von Sauerstoffmaske und Schwimmweste vor. Ich ziehe meinen Gurt straff noch bevor das Signal aufleuchtet. Dann ist alles bereit. Die Turbinen brüllen, mit enormem Schub treiben sie uns über die Piste. Ich kann es nicht verhindern, ein blödes Grinsen macht sich auf meinem Gesicht breit. Ich l i e b e diese Beschleunigung. Das ist das beste am Fliegen. Und schon nach kurzer Zeit sind wir in der Luft. Bankok bleibt als kleiner Punkt zurück.

Die Winde rütteln an den Tragflächen. Eine Wolkenschicht liegt nun unter uns, eine andere bauscht über uns und zwischen diesen wächst eine fette Cumulus. Die dritte Dimension lässt sich wahrhaftig fühlen.
Ein verführerischer Essensgeruch zwingt mich, mich von diesem Anblick loszureißen.
Mit eng am Körper, etwas verkrampft liegenden Ellbogen, nur die Hände bewegend, hantiere ich umständlich mit dem Essbesteck.Die Teller sind voller beladen als mein winziges Tischchen fassen kann. Ich lagere um. Den Nachtisch verstaue ich im Broschürenfach und alles andere, was ich nicht esse schiebe ich zu Mewes rüber.
Es ist dunkel geworden. Die Mahlzeit ist beendet. Meine Aufmerksamkeit gilt wieder der Welt unter uns. Eine gelb rot leuchtende Feuerschlange ist zu sehen. Sie scheint sich durch eine Hügelkette zu fressen. Lichter von besiedeltem Gebiet sind erst viel später auszumachen. Dann allerdings so viele wie der Himmel Sterne hat. Wow, das muss Indien sein.
Irgendwann sind die Lichter der Start- und Landebahn von Kathmandu zu sehen. Schnell geht der Flieger nach unten und kaum hat er Bodenkontakt kommt die volle Bremsleistung. Wir sind gelandet. Niemand klatscht Beifall, nicht zur Anerkennung der Pilotenleistung, nicht vor Erleichterung. Die Massen strömen aus dem Blechvogel zum bereitstehenden Bus.

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