Vom "Blauen Wunder" bis zur HohenTatra

Vom "Blauen Wunder" bis zur HohenTatra

Wieder stehen wir an der Elbe, werfen einen letzten Blick aufs "Blaue Wunder" und in den Schillergarten… und seufzend nehmen wir auch von diesem berauschenden Orten Abschied. Auf Wiedersehen du schoenes Dresden, liebgewonnenes "Barockdoerfchen".Auf Wiedersehen ihr musizierenden,tanzenden, lachenden, kletternden Sachsen und angehenden Sachsen. Es koennte, nein es wird eine weile dauern, bis wieder ein buntes Seil uns verbindet, um gemeinsam die Felsnadeln des Elbsandsteingebirges zu erklimmen.

An der Elbe entlang, flussaufwaerts zieht es uns in Richtung Prag. Kurz nach der Stadt Decin, wir haben den Elberadweg verlassen und bewegen uns auf der verkehrsarmen Landstrasse, treffen wir auf den Handybiker Veith. Mewes ruft ihm entgegen:" Halt, warte mal!Dich kenne ich doch. Ich habe dich in der Fernsehsendung "Biwak" gesehen." Und kaum stehen wir beieinander, beginnt ein reger Austausch ueber die Sendung, das Radfahren mit Handybike, das Reisen, die Technik am Fahrrad allgemein und speziell am dreiraedrigen Liegebike vom Veith.
Da diese Themen fuer denjenigen, der sich einmal dafuer entflammen liess, unendlichen Gespraechsstoff bieten, muessen wir uns einen Schupps geben, um nach einer ganzen weile voneinander loszukommen. Leider liegen unsere Tagesziele in entgegengesetzter Richtung.

PRAG – ueber der Stadt haengen einige Fragezeichen.
Was soll das Draengeln auf der Piste?
Warum regnet es immer bei der Einfahrt in solche Metropolen?
Oder bleiben nur diese im Gedaechtnis haften?
Wer sich einmal getraut hat, sich mit dem Rad in den wilden Fluss einer Plech und Plastiklavine zu stuerzen, dem wird ein Horrorfilm nur noch ein muedes Laecheln entlocken.
Und wo gehts ueberhaupt lang?
Wir haben einen Stadtplan vom Altstadtzentrum und einige Hosteladressen. Diese befinden sich jedoch weit abgelegen in ganz anderen Stadtteilen. Wir brauchen einen neuen Plan. O.K., ab durch die Mitte und ein Touri-Office aufstoebern.
Man kratzt sich verlegen an der Muetze, bei der Frage nach dem Zentrum. Welches Zentrum? Prag hat viele Zentren, jeder Stadtteil hat sein eigenes. Der eine zeigt nach rechts, der andere nach links, ein dritter geradeaus. Gut, fahren wir geradeaus, denn da gehts den Berg runter. Das macht doch gleich einen sympatischeren Eindruck. Wir stossen an die Ufer der Moldau und daran entlang radelnd finden wir zur Altstadt.
Suchend umkreisen wir die oesterlich geschmueckten Marktbuden auf einem Platz, der einen gewichtigen Eindruck macht. Warum sollten sonst so viele Menschen an einem Ort herum wuseln, mit Fotoapparaten behaengt und von der Polizei bewacht?
Irgendwo muss doch das grosse " I " sein,- die INFO, das Buero fuer verirrte, verwirrte Touristen. Wir fragen die Uniformierten. … Und eine halbe Stunde spaeter koennen wir die Raeder vor einem Hostel parken. Bis Freitag frueh duerfen wir bleiben, dann ist das Osterwochenende und unser Zimmer vergeben. Die zwei Tage muessen zur Stadtbesichtigung ausreichen. Bis auf die guenstige Lage, den kostenlosen Internetanschluss und das Fruehstueck hat die Unterkunft keine weiteren Reize. Doch, da waere noch zu erwaehnen: die Fahrraeder stehen sicher in der Plechbude auf dem Hinterhof, die ebenso als Waeschelager dient, so der Rezeptionist. Bis zum Tag der Abfahrt haben wir jedoch das ein oder andere mal unsere Zweifel und schielen nach dem Buedchen.

Prag ist nicht nur schoen, dieses Wort ist zu schlicht, zu wenig um die kunstvollen Fassaden, Erker, Daecher, Bruecken, Kirchen und die Bastion zu umschreiben. Und mit Sicherheit wird jeder andere Worte finden, weil ein Ort auf jeden Menschen eine andere Ausstrahlung hat. Ich finde Prag in seiner Architektur sehr detailverliebt, fast schon verspielt. Ich mag die engen Gassen, die mit " Katzenkoepfen" gepflastert und mit schmiedeeisernen Laternen gesaeumt sind. Hier kann man es hoeren, das Hufeisenklappern der Droschken vergangener Zeiten. Hier sind die Fassaden noch nicht renoviert. Der Putz broeselt von den Waenden. Der vorherrschende Farbton ist grau-braun. Das rosa und himmelblau, welches die neu gestrichenen Haeuser leuchten lassen, ist nur noch zu erahnen. Ich bin hin und her gerissen zwischen dem Glanz des neuen und dem grau, dafuer Geschichte erzaehlendem alten. Wertvoll, um in Bildern festgehalten zu werden, ist beides.

Bei strahlendem Sonnenschein verlassen wir Prag. Mal wieder ein bischen suchend, irrend und doch den richtigen Ausgang findend.

Wir kommen nach KUNTA HORA. Der Ort ist auf unserer Landkarte mit einem Stern fuer besonders sehenswert hervorgehoben. Wir durchstreifen den historischen Altstadtteil. Hier wird fleissig gewerkelt, um vor dem anstehenden Besucherstrom in den Sommermonaten alles renoviert vorzeigen zu koennen. Schon jetzt wirkt es gemuetlich. Das Prunkstueck ist der Dom. Hat man ihn erst einmal betreten, klappt die Kinnlade erst wieder nach dem Verlassen zu. Riesige, im gotischen Stil gefertigte Fenster haben viele Kirchen, aber alle alten oder neu wiederhergestellten Bleiglasfenster die wenigsten. Das Sonnenlicht flutet bunt ueber die praechtig geschnitzten Baenke, die Orgel und die Beichtstuehle. Hier waren wirkliche Handwerksmeister und Kuenstler am Werk. Wir ziehen unsere Muetzen nicht vor einem Gott, sondern in Ehrfurcht vor den magischen Haenden der alten Meister und derjenigen, die es verstehen, die urspruengliche Pracht neu erstrahlen zu lassen.

Auf der anderen Seite der Stadt befindet sich das eigentliche HIGHLIGHT. ueber einen bunten, mit Blumen geschmueckten Friedhof fuehrt der Weg zur kleinen Kirche. Einladend stehen die Tueren offen. Wieder eine Kirche, fuer dessen Besuch man Eintrittsgeld verlangt. Dafuer gibts die erklaerende Broschuere in deutsch. Noch zoegernd, lesend stehen wir auf dem Treppenabsatz. Bei einem fluechtigen Blick hinab ins unterirdische Gewoelbe erhaschen die Augen reichlich verzierte Kerzenstaender und einen alles ueberragenden Kronleuchter. Im spaerlichen Licht schimmert der "Zierrat" bleich und weiss. Bei genauerem Hinsehen wird der Schmuck zu menschlichen Schaedeln, Rippenboegen, Arm- und Beinknochen. Wir befinden uns in einem riesigen Grab, in dem man die Ueberreste tausender Skelette kunstvoll zu Pyramiden und Ornamenten gestaltet hat. Das ganze wirkt markaber, gruselig und dennoch kann man sich einer gewissen Faszination nicht entziehen.

Rad gefahren sind wir natuerlich auch… bis hierher nach LIPTOVSKY HRADOK. Der erste 1000er ist begossen und nun warten wir auf gutes Wetter um die Hohe Tatra zu Fuss erkunden zu koennen. Darueber, die Berge, die geliebten, die Paesse und mehr in einem anderen Bericht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert