Engel in der Wüste ?

Engel in der Wüste ?

Wir sind in Los Angeles!
Zu viert mieten wir ein geräumiges Hotelzimmer, welches später doch etwas voll gestopft mit zwei Fahrrädern, einem Tandem und all unseren Habseligkeiten wirkt.
Der Enge entfliehend zieht es uns an den Strand. Die Männer, in freudiger Erwartung, gehen zielstrebig voran. ….. Wie groß ist die Enttäuschung, als nur ein paar wenige, wohl geformte Beachgirls Volleyball spielend zu erblicken sind. Nirgendwo zeigen sich dahin schwebende Blondinen. Nicht eine räkelt genüsslich unter heißer, kalifornischer Sonne. Dafür kann man gut trainierte Muskelprotze bewundern. Bedächtig langsam, darauf achtend, dass sie wahrgenommen werden, wird das T-Shirt ausgezogen. Ein kurzes Anspannen der mächtigen Brustmuskeln, ein wenig dehnen, dann wird eine riesige Hantel zwischen die Füße geklemmt und ganz locker an einer Stange hinaufgeklettert. Oben angekommen, 50 Klimmzüge gezogen – fertig ist die Supermann -Show. Für Edith und mich ein wahrer Augenschmaus. Unseren Männern entlockt das nur ein verächtlich geschnauftes: ,,Ph!“

Aber es gibt weit mehr zu sehen. Händler, Maler, Gaukler, Musiker, Tänzer, Bettler, Penner bilden ein wirbelndes, buntes Farbenspiel. All das beobachte ich durch den Sucher meiner Kamera und stelle fest, die Szenerie eines amerikanischen Films ist Wirklichkeit und die Wirklichkeit wird wiederum gespielter Film. Das eine nährt das andere.
Gegensätze stehen nebeneinander und der eine scheint den anderen nicht wahr zu nehmen. Ich fotografiere ein Fahrrad. Mit fetter Kette ist es gesichert. Dennoch war es möglich es auszuschlachten. Gleichzeitig laufen eine übergewichtige, in Leggins gekleidete Frau und ein Jüngling, der stolz seinen schönen Oberkörper zeigt, durchs Bild und in diesem Moment sehe ich – Amerika.

Nach wenigen Tagen, des Treibens überdrüssig, verlassen wir mit einem gemieteten VAN die Stadt. Unsere Habseligkeiten, die sich zuvor eng beieinander im Hotelzimmer drängten, quetschen nun noch enger im Kofferraum.
Ziel sind die Wüsten: Dead Valley, Moave N.P., Joshuar Tree N.P. Und Anza Borega N.P..
Auch wir müssen zugeben, das,das ,,Nichts“, die Wüste, faszinierend auf uns wirkt. Durch ihre Kargheit, die spärliche Reizung der Sinne wirkt alles wiederum so klar und aufgeräumt.
Stundenlang kann man auf einer Düne sitzen und einfach den vom Wind getragenen Sandkörnern zuschauen, den Blick in die Ferne gerichtet, das Farbenspiel in der Gebirgskette genießen oder sich vom gleißenden Weiß eines Salzsee`s blenden lassen.

Mit der Ruhe ist es im Joshuar Tree Nationalpark vorbei. Es wird sogar schwierig einen Platz für die Zelte zu finden. Kletterer tummeln sich wie die Ameisen vor den Felsen, an den Felsen und oben drauf.
Unsere Herzen schlagen höher, Speichel läuft im Mund zusammen, als erwarte man ein besonderes Leckerchen. Schon lang haben wir keinen Griff berührt, auf keinem Tritt in der Wand gestanden. Es machen sich leichte Entzugserscheinungen bemerkbar. Aus Verzweiflung und Mangel an Ausrüstung bouldern wir an herumliegenden Blöcken. Und es ist lustig. Wir haben einen irren Spaß.

Irgendwann kommt alles einmal zu seinem Ende. So auch unsere gemeinsam verbrachte Zeit mit Edith und Lukas. Jeder geht seiner Wege, jeder verwirklicht seine eigenen Träume, ohne uns dabei allerdings aus den Augen verlieren zu wollen.
Das schweizer Paar fliegt in den nächsten Tagen nach Neuseeland und wir ziehen weiter nach Süden, in das Land der ,,Banditos!!!“
Den Tortillavorhang schieben wir am Grenzübergang in Tecate bei Seite. Alles entpuppt sich als eine Baustelle und wir sind schneller in Mexiko als uns recht ist. Plötzlich stehen wir vor den mexikanischen Beamten ohne einen Rockzipel der us-amerikanischen Grenzer gesehen zu haben. Der Ausreisestempel der USA fehlt! Also kehrt – Rückmarsch. Die Amys wollen uns zunächst nicht rein lassen, aber mit ein bisschen bla, bla, bla lässt sich das ganze Missgeschick aufklären. Die erste Hürde ist genommen. Wir sind drin- in Mexiko- auf Baja California.

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