Welcome to the USA – Willkommen in den USA

Welcome to the USA – Willkommen in den USA

Der Stempel ist im Pass!
Seit 8. September bereisen wir nun die Vereinigten Staaten von Amerika.

Frisch geduscht, gekämmt und geschniegelt, in unsere beste Robe gekleidet, stehen wir im Office der Grenzkontrollstation. Wir haben einen Zeitpunkt gewählt, der erwarten lässt, das eventuell vorhandene Morgenmuffeligkeit mit dem Frühstück herunter gespült wurde, die Zeitung gelesen, der Toilettenbesuch erfolgreich war und sich nun Entspannung breit gemacht hat.
Das Gebärden ist schon sehr militärisch, dennoch spielt ein stetiges Grinsen um die Mundwinkel des Officers. Brav beantworten wir seine Fragen. Doch er scheint nicht zufrieden. Er stülpt sich einen Gummihandschuh über die Finger und bittet Mewes ihm zu folgen…… Oh! Nein!…. Er nimmt Fingerabdrücke und Fotos. – Erleichterung, aber mit einem Stirnrunzeln unsererseits nehmen wir zur Kenntnis: wir wurden in eine Kartei registriert, die man nun ganz leicht den Guten oder Bösen zuordnen könnte. Dieser Gedanke liegt mir etwas quer. Das ist, wie wenn man jemandem einen Sender um den Hals legt und ihn mit dem Glauben aussetzt, er sei frei.
Nach Drogen, Früchten, Körnern oder anderen ,,Dopingmitteln“ möchte dann schon niemand mehr unsere Taschen durchsuchen, da verlässt man sich auf die Wahrheit unserer Aussagen. Welcome to the USA!

Mit dem Columbian River durchstreifen wir das Okanagan- Tal, im Staat Washington. Die Gedanken fließen eintönig wie der Fluss, eintönig wie die Landschaft, eintönig wie der Wind, der die Schilder knarren lässt und auf den alten Stromleitungen das“Lied vom Tod“ spielt. Die Stimmung gleicht der, die man gern in alten Western heraufbeschwört, nur, dass wir nicht auf Pferden reiten deren Hufe den Staub aufwirbeln.
Ganz anders als das verlassene Kanada liegt das Tal vor uns. Wüstenartig, sandig, trocken, mit Dornenbüschen und Kakteen bewachsen wirkt es lebensfeindlich. Tote Klapperschlangen am Fahrbahnrand lassen mich beim nötigen Gang ins Gestrüpp zögern. ,,Die tun nix mehr, aber die andern…? Die werden hoffentlich vor dem Zubeißen rasseln.“ dann hab ich noch eine Chance davon zu schleichen, so meine Gedanken.

Nicht mehr so unfreundlich wirkt das Bild, welches lange Reihen Obstbäume zeigt, die reichlich Früchte tragen. Dank der gelenkten und geleiteten Wassermasssen des Columbian- Rivers ist das Wachstum möglich. Hmmh….lecker, frische Vitamine! Da muss man ja zufassen! Die Ernte ist in vollem Gang und zum ersten mal hören wir die fremdartigen Laute der Pflücker, die noch gar nicht wie Musik klingen. Es ist die erste Begegnung mit ,,Latinos“.
Mit dieser bis in die Abendstunden andauernden Geschäftigkeit, taucht ein lang vergessenes Problem auf. Kein Platz fürs Zelt, kein Ort, den man ungesehen, zwecks ungestörter Übernachtung aufsuchen kann.

Die Amerikaner sind ein gastfreundliches Volk. Nicht immer kann man eine Einladung ausschlagen und so landen wir in der Stadt Yakima bei Melanie und Eric,die wohl jeden Reiseradler von der Straße fischen. Für eine Nacht dürfen wir ihr gemütliches Heim, gute Musik bei einem Glas Wein und ihre Gegenwart genießen, der Genuss einer anderen Wirklichkeit.

So rollen wir gestärkt weiter über die Pässe, vorbei an schlafende Skigebiete und schneebedeckte Vulkane, durch üppig bemooste Wälder. Man trifft auf erschreckend viele Jäger. Ihre Saison hat begonnen. Manche tragen Tarnkleidung und ,,Kriegsbemalung“. Es ist sicherer nicht all zu tief im Busch zu schlafen, die Gefahr, mit begehrtem Wild verwechselt zu werden, ist groß. Aber, in einem Monat werden auch sie die Jagdgründe wieder verlassen haben und mit ihnen einige Hirsche, die den nächsten Frühling nicht erleben dürfen.

Zwischen den Großstädten Seattle und Portland treffen wir auf den Highway 101, den Highway der Highways, den man als Radfahrer einmal gefahren haben muss. Das behaupten manche Radreiseführer. Uns soll er in einem Zeitraum von 90 Tagen an der Westküste entlang, den Pazifik immer rechts im Blick durch die USA führen.

Kilometerstand: 6250

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